Ausstellung

Group Show

COFA

22 — 26 NOV 2017

Im Rahmen der diesjährigen Cologne Fine Art führt die Galerie mit Siegfried Anzinger und Amadeus Certa zwei künstlerische Positionen zusammen, die sich klassischen Bildgattungen figurativer Malerei widmen und das Genre der Aktdarstellung sowie das Landschaftsbild aus zeitgenössischer Perspektive zeigen.

Die Cologne Fine Art zeichnet sich als Kunstmesse mit internationaler Reputation durch ein ruhiges, nahezu museales Ausstellungsbild aus schlägt einen weiten und umfassenden Bogen von zeitgenössischer Kunst, über Alte Meister bis zur Kunst der Antike. Wir freuen uns über die erstmalige Teilnahme und laden herzlich zur Vernissage am 22. November 2017 ein.


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Cologne Fine Art 2017

Halle 11.2
Koje E–014

www.colognefineart.de

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Siegfried Anzinger
g. 1953 in Weyer an der Enns, Oberösterreich

Aus sicherem Strich und gedeckten, verschwommenen Farbschleiern breiten sich schillernde Partien aus, um dort zu Silhouetten des weiblichen Körpers zu werden. In der Vielzahl formaler Möglichkeiten, die der Maler in seinen Bildern ausbreitet, zittern reale Zusammenhänge nach: Anzingers Frauenbilder sind da und doch noch nicht ganz anwesend, entfalten sich im Vakuum zwischen Entstehen und Bestehen, zwischen skizzierendem Schöpfungsakt und materieller Existenz, in der sie auf der Leinwand innehalten. Dabei ist der Strich immer feste, solide Größe des Bestehens der Körper – gleichzeitig aber auch Beleg eines entwerfenden Prozesses, der den Körpern in den festen Umrissen und feinen Zwischenlinien immer ablesbar bleibt. Umriss und Ausmalung, Linie und Fläche bedingen sich gegenseitig, betreiben ein konstantes Wechselspiel: Die Figuren wirken dadurch solide und flüchtig zugleich, wenn die Hintergrundfarbe in einer Frauensilhouette gefangen wird, der Akt aber dadurch gleichzeitig in den Hintergrund überzugehen scheint, sich der Realität verschließt und dem Moment des Unwirklichen allein verpflichtet. Manchmal führt die Farbe in ihrem Umriss ein Eigenleben, konkurriert mit dem schnellen Strich, sodass eine rote Tönung auch selbst zur Linie, zu einzelnen Haarfasern wird. Einige Konturen sind dabei in sanfter Farbe gefüllt, andere bleiben nur schemenhaft. Doch der Strich ist trotz ungeraden Partien und Verwacklungen standhaft, immer gezielt. Er umreißt schnell und in wechselnden Tönen weiche weibliche Formen, die mal kräftiger, mal zarter anmuten. Ins Bildnichts gesetzt, haftet Anzingers Akten eine leise Stimmung an, ein besonderer Zustand der In-Sich-Gekehrtheit. Den Blick des Betrachters scheinen sie nicht zu spüren, ihr eigener Blick mitunter blind, durchschreiten sie den Bildraum; Ein modellierter Raum, der allein innerhalb des Aktes, zwischen den Körperteilen und in ihrer Anordnung existiert und sie zu Schlüsselstellen, Philia in der Notation des Seienden erhebt.

Siegfried Anzinger kann auf zahlreiche, nationale und internationale Ausstellungen zurückblicken und ist Träger des Oskar-Kokoschka-Preises. Zuletzt wurde sein Schaffen mit dem Großen Österreichischen Staatspreis gewürdigt. Seit 1997 hat Siegfried Anzinger eine Professur für Malerei und Graphik an der Kunstakademie Düsseldorf inne.


Amadeus Certa
g. 1992 in Mannheim

Amadeus Certa sucht mit seinen Arbeiten das Erhabene, aber auch das Abstrakte im Alltäglichen. Er schafft verlassene oder nur spärlich bevölkerte Fußballplätze vor drohender Bergkulisse – Stimmungsbilder zwischen Phantasie und Realität. Von oben betrachtet sind die Spieler regelmäßig und unbewegt auf dem Feld verteilt, auf den Rängen kein Publikum, keine sichtbare Interaktion. Die Feldlinien, die Bande und die Stadionränge schaffen eine geometrische Teilung der Bildfläche, deren figurativer Gehalt sich fast zugunsten der Struktur abstrahiert. Einsam steht ein anderer Spieler auf dem Feld, das eine tiefgrüne Bergkette säumt, die die Szene umschließt. Der Mannschaftsspieler ist jetzt Einzelgänger, aufgenommen in einem Moment der stillen Kontemplation: mit dem Ball ins Spiel versunken auf dem einsamen, weiten Feld. Im Banalen, der viel gesehenen Ballszene mischt Certa durch die stillen Bildausschnitte und die Betonung der Weite und der Fläche etwas Träumerisches und Abgeschiedenes bei. Die menschgemachten Sportplätze zeigen sich in anderen Bildfindungen gänzlich von Menschen verlassen. In Abwesenheit des Menschlichen liegt der Ball auch mal unscheinbar auf dem rostroten, staubigen Feld, dem Geländer und Zaun zugewandt, unter dem weiten, graublauen Himmel, der den oberen Bildgrund beinahe vollständig einnimmt. Töne, die das Dämmern des Tages oder der Nacht suggerieren, tauchen die Bildsujets in ein fast surreales Licht. Meistens hebt sich der Platz gegen eine majestätische Bergkette ab, die sich hinter dem Fußballplatz am Horizont erstreckt – der Anblick des Magischen im Alltag. Certa schafft subtil dramatisch wirkende Szene unter Gewitterwolken, aus denen es grellgelb auf die Berge herabblitzt, während der sattgrüne Rasen still im vorderen Bildteil liegt. Die Szenen erkunden das Fußballfeld durch die Phasen des Tages, unterschiedliche Wetterlagen hindurch. In der Stille treffen Natur und die nicht anwesende Menschheit in einem graulila Gewitter- oder Regenhimmel hinter winterlichem Geäst und einer weißen Bande mit Sportwerbung aufeinander. Sie trennen den Bildraum in ebene Farbflächen, die die Vereinfachung, die Abstraktion streifen. Auch die Nacht legt sich über den Platz in Vogelperspektive. Der weiße Punkt kennzeichnet nun nicht mehr den verlassenen Ball auf dem Feld, sondern den Mond am rechten Himmelsrand; das Bild imaginiert, was es nicht ist.

Amadeus Certa hat das Studium der Malerei und Graphik an der Kunstakademie Düsseldorf mit Auszeichnung abgeschlossen und ist Meisterschüler von Siegfried Anzinger. 2016 wurde Certa mit dem Absolventenpreis der Kunstakademie Düsseldorf sowie dem Champagne Jacques Picard Kunstförderpreis gewürdigt.