Ausstellung

Group Show

4 Uhr früh. Im Inneren ein weisser Fleck, in dem das kleinste Bild der Stadt erscheint.

13 NOV — 19 DEZ 2015

Vom 13. November bis zum 19. Dezember 2015 zeigt die Galerie Arbeiten Studierender und Absolventen der Kunstakademie Düsseldorf aus den Klassen von Siegfried Anzinger, Reinhold Braun, Martin Gostner und Andreas Schulze. Gegenstand der Ausstellung sind Positionen der Gattung Malerei, Plastik und Rauminstallation, die sich mit Traumbildern und der Sehnsucht nach dem Fabelhaften befassen.

Vier Uhr früh. Schnee wirbelt über die Straße, nur in wenigen Fenstern brennt Licht. Die Stadt ruht anmutig im Zauber der Nacht. Alle Bedeutung schläft, schwimmt im Mondlicht, alles Große schlummert, versunken in einen Traum. Im Zustand des Traumes verdichtet sich alles Erlebte in Bildern. Unbestimmte Räume werden erschlossen, heben die Grenzen zur Wirklichkeit auf. Das Unwahrscheinliche wird gegenwärtig, Wünsche erfüllen sich.

In der Aneignung des Traumgegenstandes im Schlaf – Einkehr und Einsicht in das Innerste des Ichs – wird Handlung durch Imagination ersetzt. Der Träumer überträgt Gedanken in visuelle Bilder, die sich unvermittelt und rätselhaft verschränken, und erhält Einblick in das hinter aller Erscheinung Verborgene. Die resultierenden Traumkompositionen weisen Merkmale einer Denktätigkeit auf, in der Gewesenes verarbeitet und Neues entwickelt wird. Sie können daher auch als Heils- und Erkenntnisprozess, oder gar als zukunftsgewisse Vorausdeutung verstanden werden. Mit dem Erwachen dann verflüchtigt sich der Traum, verweilt unvollkommen in Worten. Ein Prozess, in dem sich das Moment der Kulturbildung wiederspiegelt.

Die thematische Gruppenausstellung widmet sich traumähnlichen Darstellungen und der Charakteristik verschiedener Traumphasen. Stil- und genreübergreifend werden surreale, gegenständliche als auch abstrakte Positionen zusammengeführt, die in ihrer Abfolge den Stufen eines Traumprozesses entsprechen. Zudem wird ein begehbares Bild als Raumklanginstallation gezeigt. Zur Ausstellungseröffnung am Freitag, den 13. November 2015 ab 18 Uhr wird herzlich eingeladen. Die Künstler sind anwesend.

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Aljoscha Gößling (g. 1992 in Berlin)

Aljoscha Gößling zeigt mit seinen Tonminiaturen Figurengruppen, die aktiv kommunizierend oder in schwingenden Bewegungen erscheinen. Ihre Gesichter sind ungeglättet und alterslos, die Blicke im Gespräch in die leeren Züge des Gegenübers vertieft. Die grob modellierten Motive sind nur in Teilen farbig überzogen, ansonsten in ihrer reinen Materialität belassen. Raue, mit Furchen und Körnchen durchsetzte Partien stehen glänzenden Glasuren entgegen. Das matte Grau der Körperteile tritt trüb hinter den bunten Überzügen zurück, die im Licht schimmern. Sie umschreiben Kleidungsstücke, rücken die Figuren in die heutige Zeit. Ihre restlichen Körperpartien hingegen zeugen von einer nahezu zeitlosen Bearbeitung des Rohmaterials. Gößling arbeitet gattungsübergreifend und befasst sich in seinen Werken der Malerei und der Bildhauerei mit Aspekten des Zwischenmenschlichen und der Ästhetik des Alltäglichen. Seit 2012 studiert Aljoscha Gößling Malerei und Graphik in der Klasse von Prof. Siegfried Anzinger an der Kunstakademie Düsseldorf.



Amadeus Certa (g. 1992 in Mannheim)

Amadeus Certa formuliert Sinnbilder des Verborgenen in vereinfachter Gestalt und eindringlichen Tönen. Die abgerundeten Physiognomien sind kahl oder mit einheitlichen Frisuren ausgestattet, haben gespitzte, oft rauchende Münder oder lange Nasen. Umhüllt von kontrastreichen Farbkonstellationen finden die in sich gekehrten Figuren in surrealen Szenarien um Tod und Lust zusammen. Doch ihre im Fokus stehenden, übergroßen Augen bieten geschlossen wie geöffnet keinen eindeutigen Einblick in ihre seelische Verfasstheit. Die umliegenden Bildelemente jedoch, die an Traumsymbole erinnern, sowie Farbe und Auftrag geben Hinweise, eröffnen eine fabelhafte, poetische Bildwelt. Die reduzierten Körperfragmente bewegen sich zwischen abstrahierten Farbflächen und klarer Figuration, können als leicht erkennbare Motive im Vordergrund auftauchen oder selbst als flächiger Hintergrund mit intensivem Schattenspiel dienen. Amadeus Certa ist Meisterschüler von Prof. Siegfried Anzinger in der Klasse für Malerei und Graphik an der Kunstakademie Düsseldorf.



Aylin Leclaire (g. 1992 in Duisburg)

Aylin Leclaire konstruiert Raumklanginstallationen, indem sie Soundcollagen in eigens eingerichtete Kokons als Bildraum inszeniert. Kaum verständliche, weibliche Stimmen singen, sprechen und flüstern in Kombination mit Helligkeit oder Dunkelheit ursprüngliche, irrationale Gefühle an. Aufzuckende Lichter korrespondieren zu instrumental und industriell klingenden Tönen. Hinter den Kokonschichten bewegen sich Silhouetten, kaum aber dennoch merklich, zwischen einer zweidimensionalen und vierdimensionalen Welt. Sie durchmischen sich mit leisen und lauten Trommel- und Glockenschlägen sowie tiefen Gongs zu einem mystischen Gesamtgefüge aus visueller und auditiver Wahrnehmung. Im Dunklen baut sich verhallendes Vogelgezwitscher und Geplätscher, nicht identifizierbares Klirren, metallisches Scharren, Schellen oder Rauschen beunruhigend auf, um schließlich wieder abzuflachen und sich in einem ruhigen Rhythmus oder der völligen Stille zu verlieren. Aylin Leclaire studiert seit 2012 an der Kunstakademie Düsseldorf Bildhauerei in der Klasse von Prof. Martin Gostner.



Chris Akordalitis (g. 1989 in Pafos, Zypern)

Chris Akordalitis lässt mit gefletschten Zähnen die Wildnis auf Leinwänden einziehen, wo Gesteinsformationen und ausbrechende Vulkane leuchten. Uneindeutige Geschöpfe portraitieren das Menschliche im Tier wie auch das Animalische im Menschen. Eulen, Affenmenschen oder Bären in Abwehrhaltung oder dem Betrachter offen zugewandt, fasst Akordalitis stark vereinfacht in kontrastreiche Töne. Die an urtümliche Zauberwesen oder Dämonen erinnernde Wildfänge, durch die Malerei gebannt, erscheinen in ihrer poppigen Farbigkeit gefährlich und harmlos zugleich. Sind die Farben der Portraits einerseits kreischend wie die aufgerissenen Münder seiner mehrdeutigen Wesen, so kontrastieren sie die Animalität mit etwas nahezu Kindlichem. Seit 2010 studiert Chris Akordalitis an der Kunstakademie Düsseldorf, zunächst Bildhauerei in der Klasse von Prof. Tony Cragg, seit 2014 Malerei in der Klasse von Prof. Andreas Schulze.



Dominik Sartor (g. 1979 in Frechen)

Dominik Sartor erschafft aus dynamischen Formen nahezu altmeisterliche, bühnenhafte Innen- und Außenwelten. Schwungvolle Streifen, florale Wirbel und gekritzelte Zacken fädeln sich durch rauchige Schliere und verschränkte Facetten. Die verdichteten Raumgefüge in Grün, Blau und Grau beheimaten mystische Figuren wie aus einer anderen Zeit, einer anderen Realität – womöglich einem Traum. Artisten, Harlekine, Musiker, Tiere und Fabelwesen sorgen zwischen Zelten, milchigen Schleiern und Bergen für Tanz und Musikspiel im fahlen Lichtschein. Durch die ineinander verblassenden, geschichteten Flächen und Linien kommen sie in die Bühnensituation hervor, werden in den Landschaften selbst zu Ornamenten. Diese deuten auch in rein abstrakten Arbeiten immer Gegenständliches an. Dominik Sartor hat 2011 das Studium der Malerei in den Klassen von Prof. Reinhold Braun und Tal R an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler von Prof. Reinhold Braun abgeschlossen. Seit 2006 ist er regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten. Sartors Arbeiten wurden seit 2005 mit diversen Förderpreisen ausgezeichnet.



Gloria Manzanares Romero (g. 1987 in Madrid)

Gloria Manzanares Romero führt in einem expressiven Duktus intensive Blau-, Orange- und Rottöne zu rein figürlichen Motiven zusammen. Sommerlich anmutende Landstriche und Menschenreigen hingegen lösen sich in pastellfarbene Striche auf oder werden mit kräftigen braunen und beigen Farbfeldern vermischt. So divers die Motive in Romeros Interieurs und Landschaften auch sind, der schraffierende Pinselstrich und das helle Farbspektrum ziehen sich durch alle Kompositionen. Die vermeintliche Idylle, die Familiengruppen und Tanzenden verdanken ihre Leichtigkeit der sachten Farbwirkung und dem sich stetig auflösenden Strich. Doch der teils ambivalente, uneindeutige soziale Umgang der Figuren miteinander und die teils wilde Zersetzung der Motive stehen der fröhliche Farbwirkung eines gleißend hellen, flirrend heißen Sommertags gegenüber. Gloria Manzanares Romero hat das Studium der Freien Kunst an der Universität Francisco de Vitoria in Madrid abgeschlossen. Derzeit studiert sie Malerei und Graphik in der Klasse von Prof. Siegfried Anzinger an der Kunstakademie Düsseldorf.