Ausstellung

Group Show

Epic Fail Compilation

8 SEP — 10 SEP 2017

Der Mythos des Meisterwerks „kreist um ein Problem, das auch Nicht-Künstlern bekannt ist: (...) wie einen Tagtraum in Realität herabzerren, dass nicht ein Abklatsch von ihm bleibt“, fragte einst eine deutsche Feuilletonistin. Längst verzeichnet das Scheitern einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel, vom Stigma zur Chance. Für das Kunstwerk ist die Möglichkeit des Scheiterns ein Merkmal, das Kunst im Zeitalter künstlicher Intelligenz wesentlich von der Simulation unterscheidet.

Das Moment des Scheiterns zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Kunst: Balzacs verlorener Malerheld Frenhofer zerbrach tragisch an dem Versuch, das perfekte Abbild zu schaffen; das Ideal der Vollkommenheit, das Ringen um ein Meisterwerk kostete den Maler mehr noch als das Leben den Verstand: nach zehn Jahren des Portraitierens bekamen seine Freunde eine gestalt- wie sinnlose „Wand von Malerei“ zu sehen. Gauguin hingegen verfehlte den hehren Traum, das absolute Bild zu malen, bekanntlich nicht. Vor seinem fertigen, großen Südsee-Gemälde beschloss er, endlich am „Schmelzpunkt extremer Gefühle im tiefsten Innern“, Ziel eines gar nicht so glücklosen Künstlerlebens angelangt, ebendieses theatralisch zu beenden – allein am Versuch des Suizids sollte er scheitern. Für Aristoteles war das spektakuläre Moment im Scheitern so zwangsläufig wie eine mathematische Gleichung: weit vorausschauend und noch vom Youtube-Video unberührt, wusste er um das Paradoxon, dass gerade das Scheitern den nach Wissen strebenden, nach Gründen suchenden Menschen lehrreich in Staunen versetzt. Heute, nur wenige Jahrtausende später, bezeichnet das ultimative, epische Scheitern das beliebteste Hashtag im Suchmaschinenalgorithmus.

Doch zurück zur Kunst. Der schwarze Fleck, den der Diebstahl der ewig zwiespältigen Mona Lisa 1911 im Louvre hinterließ, bescherte dem Museum, primus inter pares unter den musealen Bildungsstätten, noch höhere Besucherzahlen denn je zuvor. Gewiss ist, dass gerade die Lücke, die die Nicht-Erfüllung einer Erwartung maßvoll hinterlässt, geradewegs ein ganz urtümliches Sehbedürfnis erfüllt. In der Kunstgeschichte hat das Scheitern sogar einen eigenen Begriff: „non finito“ nannte man die bewusst unfertigen Skulpturen Michelangelos. Sie waren abgebrochen, unvollendet und entwickelten dadurch ihre ästhetische Relevanz, da man sehen konnte, wie sich der Arbeitsprozess des Künstlers fortschrieb. Es gab ein nachvollziehbares Vor- und Nachher. Diese Prozessualität ist auch den Künstlern der „Epic Fail Compilation“ inhärent, die in ihren figurativen, gegenständlichen Werken den Bruch zum klassischen Ideal von Schönheit und Vollkommenheit offenlegen und der Frage nachgehen, wie man eine Idee im Werk verbildlicht, ohne sie zu verraten.

Zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag, den 8. September 2017 wird ab 18 Uhr herzlich in die Galerie eingeladen. Gezeigt wird an diesem Abend eine Lichtinstallation von Lamaboy, zudem spielen Aylin Leclaire und Jonathan Auth alias bitumen.

Weitere Öffnungszeiten:
Samstag, 9.9 // 12 – 20 Uhr
Sonntag, 10.9 // 12 – 18 Uhr


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Amadeus Certa
g. 1992 in Mannheim, lebt und arbeitet in Düsseldorf

Amadeus Certa hat das Studium der Malerei und Graphik an der Kunstakademie Düsseldorf mit Auszeichnung abgeschlossen und ist Meisterschüler von Prof. Siegfried Anzinger. 2016 wurden seine Arbeiten mit dem Förderpreis der Kunstakademie Düsseldorf sowie dem Champagne Jacques Picard Kunstförderpreis ausgezeichnet.



Finn Wagner
g. 1992 in Krefeld, lebt und arbeitet in Köln

Finn Wagner studiert seit 2013 an der Kunsthochschule für Medien in Köln bei Mischa Kuball und Johannes Wohnseifer.



Mercedes Neuß
g. 1987 in Düsseldorf, lebt und arbeitet in Düsseldorf

Mercedes Neuß hat das Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin von Katharina Fritsch abgeschlossen. 2010 wurde Mercedes Neuß mit dem Rölfs Partner Künstler-Stipendium im Museum KIT – Kunst im Tunnel ausgezeichnet, wo ihre Arbeiten seither mehrfach zu sehen waren.



Matthias Loh
g. 1984 in Duisburg, lebt und arbeitet in Düsseldorf

Matthias Loh hat 2017 das Studium der Malerei und Graphik an der Kunstakademie Düsseldorf abgeschlossen und ist Meisterschüler von Prof. Siegfried Anzinger.