Ausstellung

Lars Unkenholz

Everyday, I Don´t

18 Jun — 23 Jul 2022

GOLESTANI ist erfreut, eine neue Ausstellung mit Malerei und Werken auf Papier von Lars Unkenholz ankündigen zu dürfen, dessen Arbeit erstmals im Rahmen einer Einzelausstellung gewürdigt wird.

Lars Unkenholz schafft Szenen der Zwischenmenschlichkeit in perspektivisch verzerrten Räumen, die er mit grob schraffierenden, teils impressionistisch anmutenden Pinselstrichen umreißt. Oft sind es direkte Blicke und sachte Berührungen, die die stilisierten Figuren in Bezug zueinander setzen und sie über räumliche Abstände hinweg miteinander verbinden. Nähe und Abstand, Intimität und Distanz: Die räumlichen Verzerrungen deuten die nur zu erahnenden Beziehungen der Figuren zueinander an, die sich im mysteriös aufgeladenen Raum zwischen ihnen aufbauen. Für die Betrachter:innen aber bleiben sie gleichwohl ein ungelüftetes Geheimnis, welches in der Verzerrung von Oben und Unten, Vorne und Hinten verborgen liegt.

Die figürlichen Konstellationen erinnern mitunter an holländische Interieurszenen des 17. Jahrhunderts. Auch Bezüge auf flämische Weltlandschaften finden sich in Lars Unkenholz Werken. Diese kunstgeschichtlichen Anleihen überführt der Künstler dabei in seinen eigenen, queeren Kontext – etwa, indem er den seit der frühen Neuzeit so wichtigen Topos der Rückenfigur in einer erotischen Alltagsszene mit dem Titel „Blowjob“ aufgreift und umdeutet.

Die mal subtileren, mal deutlicheren kunsthistorischen Referenzen werden so aus dem westeuropäischen Kanon in neue Dimensionen überführt. Durch diese Aneignung verhandelt Lars Unkenholz Intimität und Distanz auf eine neue Weise, thematisiert das Sichtbare und das Verborgene zwischenmenschlicher Beziehungen außerhalb einer heteronormativen Ordnung, die die Kunstgeschichte seit Jahrtausenden zumindest vordergründig dominiert.

Auch die Selbstporträts des Künstlers verstehen sich im Kontext der queeren Aneignung. Mit ihnen reiht sich Lars Unkenholz in die Bildsprache der künstlerischen Selbstbetrachtung ein, die seit dem 15. Jahrhundert zum Ausdruck der Selbstermächtigung des Berufstandes wurden. Unkenholz greift dieses Selbst-Bewusstsein auf – und stellt sich und seine Lebensrealität als queeren Künstler übergroß ins Zentrum.


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Lars Unkenholz (geb. 1997 in Ratingen) studierte Malerei und Druckgraphik an der Akademie der Bildenden Künste in Wien sowie Freie Kunst und Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seine Arbeiten wurden bereits in Gruppenausstellungen im NRW-Forum, Düsseldorf gezeigt sowie Silbersteinstr. 63, Berlin; U55 Central Station, Berlin; Weserhalle, Berlin; The Municipal Museum of Contemporary Art, Ghent; Galeria Silvestre, Madrid und Bureau Veritas, Wien.