Group Show
Farbe muss gesehen werden
3 Sep — 16 Okt 2016
Farbe und Gegenstand waren mal Eins, ein Begründungszusammenhang mit einem Referenten: der Natur. Sie gab dem Maler den Auftrag, Farben zu finden, deren Funktion sich in der Nachahmung erfüllte. Farben waren Diener dessen, was man glaubte, erblicken zu können. Das Farben neben einem CMYK-Profil auch Temperaturen, Räume und emotionale Affekte besitzen können, wurde beispielsweise am Beginn der Farbfotografie zum Problem. Die Farbe war „vulgär“, so etwa das Diktum von Walker Evans, nicht geeignet zur Dokumentation, weil zu suggestiv und emotional. Letztlich spielt die Fotografie sehr ähnliche Diskurse durch wie die Renaissance, wo Farbe und Form gegeneinander gestellt wurden, wo invenzione und idea nur in der schwarz-weißen Zeichnung möglich waren.
In dieser Ausstellung soll Farbe als Akteur beleuchtet werden; als Akteur, der durchaus unterschiedlich agiert. Farbe, die in der Malerei ohne ihre Materialität nicht denkbar ist, ist nicht nur ein Füllinstrument von mehr oder weniger klar konturierten Formvorschlägen, sie selbst organisiert das Bildfeld in einer Weise, die die Kunstwissenschaft erst von der Psychologie lernen musste. Die Ausstellung stellt anhand von vier gattungsübergreifenden Positionen der Malerei, Bildhauerei sowie der Druckgraphik die Frage, welche Potenz Farbe nach der Avantgarde, nach Farbfeldern und chemischen Farbpatenten noch haben kann, wenn sie keine Linie oder Fläche mehr sein muss. Gezeigt werden Arbeiten von Amadeus Certa, Andreas Behn-Eschenburg, Arno Beck und Katja Tönnissen.
Zur Ausstellungseröffnung am Freitag, den 02. September 2016 ab 19 Uhr wird herzlich eingeladen. Anlässlich der DC Open 2016 ist die Galerie am Samstag, den 03. September von 12 – 20 Uhr, und am Sonntag, den 04. September von 12 – 18 Uhr geöffnet.
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Amadeus Certa (g. 1992 in Mannheim)
Falls Certa sich für Realität interessiert, dann dafür, inwieweit Irreales, Geträumtes, kindliche Mythologien mit dem vereinbar sind, was wir Wirklichkeit nennen. Er dekonstruiert seine popkulturellen Objekte und findet so eine Form, ein Derivat kollektiver Mythenbildung, die sich dem Glanz der Oberfläche verweigert und sie nur in den Farben sucht. Ein malerischer Ansatz, der keine Produktästhetiken kopiert, sondern sich mit genuin malerischen Fragestellungen auseinandersetzt. In der so etwas wie Bedeutung zusehends in der Multireferenzialität der Zeichen, Ebenen und Flächen zerrieben wird. Der emblematische Charakter seiner Bilder wird durch überraschende und rätselhafte Kombinationen von Sujets noch gesteigert. Die Werke von Certa stellen sich nicht nur die Frage, wie eine Kultur ihre Zeichen organisiert und wie sie ihre Bedeutung verwaltet; sie stellen sich die kühnere Frage, wie man mit ihren unauflösbaren, ihren unentzifferbaren Zeichen umgehen könnte; der nicht mehr zu heilenden Verkeilung von aufklärerischer Vernunft und medialer Verrätselung. Amadeus Certa hat das Studium der Malerei und Graphik als Meisterschüler von Prof. Siegfried Anzinger an der Kunstakademie Düsseldorf abgeschlossen. 2016 wurde seine Arbeit mit dem Absolventenpreispreis der Freunde und Förderer der Kunstakademie Düsseldorf ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.
Andreas Behn-Eschenburg (g. 1988 in Zürich)
Prozess, Produktion und Material spielen die zentrale Rolle im Werk von Andreas Behn-Eschenburg. Durch die Zerlegung des Bildes in seine Bestandteile, in ein Nebeneinander greller Farben und klarer Formen, oftmals Stilisierungen gestischer Malerei, eröffnet sich die Möglichkeit der Synthese, der Neuzusammensetzung im Bildraum durch den Betrachter. Gattungsübergreifend wiederholen sich seine Bild-Motive, übertragen in Glas und auf Leinwand, als Keramiken und Druckgraphik, so dass sie im Zusammenspiel als Rauminstallation erscheinen. Andreas Behn-Eschenburg hat das Studium der Malerei und Druckgraphik an der Glasgow School of Art abgeschlossen. Seine Arbeiten wurden bereits in Glasgow, Boston, Madrid und Kyoto gezeigt und mit dem Euan Steward Memorial Prize ausgezeichnet. Behn-Eschenburg lebt und arbeitet in Glasgow und Helsinki.
Arno Beck (g. 1985 in Bonn)
Arno Beck vereinbart in seinen Holzschnitten und Schreibmaschinen-Zeichnungen die Bildsprache digitaler Medien mit Mitteln klassischer Malerei. Sein Werk erinnert frühe Tage der Personalisierung digitaler Bildtechnik in Gestalt der Bildschirmoberfläche erster Apple Computer oder etwa des Nintendo Gameboy Colors von 1998. Beck stilisiert die Begrenztheit einer in Pixel messbaren Auflösung zum Ordnungskriterium malerischer Kompositionen, spielt mit Sehgewohnheiten, der Tradition des klassischen Bildträgers und seiner Anfertigungstechnik zugleich. Arno Beck hat das Studium der Freien Kunst bei Prof. Markus Lüpertz und Prof. Eberhard Havekost an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler mit Akademiebrief abgeschlossen. Beck ist Förderpreisträger 2015/2016 der BEST-Gruppe und wurde bereits 2010 mit dem Hogan Lovells Kunstförderpreis ausgezeichnet. Arno Beck lebt und arbeitet in Bonn.
Katja Tönnissen (g. 1982 in Kleve)
Katja Tönnissen lässt Perlmutt, mattes Gold, schillerndes Silber, aber auch erdiges Grün und Braun wie mineralisiert über ihre Keramiken fließen. Deren zerfurchte, amorphe oder auch organische Oberflächen leuchten unter den glänzenden Lasuren und den aus dem Inneren der Plastiken herausstrahlenden Lichtern, die Oberflächenfarbe bricht sich noch reicher. Zugleich aber wird so auch der grobe, ursprüngliche Charakter der Gebilde betont, die selten Rückschlüsse auf eine Vorlage zulassen. Tönnissen gibt mal mehr, mal weniger erkennbare, vertraute oder exotische Formen in ihre Bronzen und Keramiken ein, lässt das Material sich wie zu Muschelgehäusen knäueln und wieder auseinanderfalten, sich wie Gesteinsformationen in den unterschiedlichsten Tönen übereinanderschichten. Katja Tönnissen hat das Studium der Freien Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Analia Saban und Prof. Andreas Schulze als Meisterschülerin mit Akademiebrief abgeschlossen. 2015 erhielt sie das Stipendium Artist in Residency in Tel Aviv der Kunststiftung NRW und Bronner Residency. Ihre Arbeiten waren bereits im Museum Kunstpalast, im KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf, im Museum Arnheim oder etwa dem Kunsthaus Dortmund zu sehen. Tönnissen lebt und arbeitet in Düsseldorf.