Ausstellung

Group Show

Fernstehen

3 Feb — 11 Mar 2017

Zwei Jahre lang begleitete Johanna-Maria Fritz (g. 1994 in Malsch) den ersten und einzigen Zirkus in Island Sirkus Islands und die Entwicklung seiner Protagonisten; eine Entwicklung von Menschen, die sich fernab heutiger Lebenswirklichkeit zu einem Kollektiv zusammenschlossen, auf der Suche nach einem selbstbestimmten Leben als Lehrlinge im Zirkusbetrieb begannen und zunehmend in ihre Rolle als Artisten, und zu einer Familie zusammenwuchsen. Getragen von ihrem Interesse für den Menschen und sein ambivalentes Verhältnis zur Realität zeigt Fritz Photo-Serie das Zirkusleben auf einem schmalen Grat zwischen Dokumentation und Stilisierung des Artistischen zugleich. Seit ihrem siebzehnten Lebensjahr portraitiert die Photographin Johanna-Maria Fritz Zirkusse auf der ganzen Welt. Ihre Photographie resultiert aus einem intensiven Zusammenleben und der Mitarbeit in der Zirkusgemeinschaft, wird analog aufgenommen und nicht nachbearbeitet. Ihr Interesse für den Zirkus als eine im Aussterben befindliche Tradition und Sinnbild für den Wert der Freiheit führte sie zuletzt nach Palästina, den Iran und Afghanistan. Für ihr aktuelles Photo-Projekt lebt und arbeitet Fritz derzeit in China. Johanna-Maria Fritz hat 2015 das Studium der Photographie an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin abgeschlossen. Ihre Arbeiten wurden bereits weltweit in Kanada, China, Ukraine, Georgien, Frankreich und der Schweiz gezeigt, mitunter im musealen Raum etwa im C/O Berlin oder im Reykjavik Museum of Photography. Für ihr Schaffen wurde Fritz u.a. mit dem Deutschen Jugendfotopreis 2016 ausgezeichnet und ist Gewinnerin des Newcomer Award des Tbilisi Foto Festivals 2016.

Den Versuch der Aneignung des Fernen zeigt Wanda Koller (g. 1988 in Düsseldorf) in ihrer Photo-Serie. Naiv und verspielt erscheint in ihren Arbeiten fortwährend das Motiv der Hand, die reproduzierte Abbildungen berührt und im Grenzbereich des Unwirklichen vermeintlich verinnerlicht. Wanda Kollers Photo-Serie wurde 2016 mit dem DINAX Art Award ausgezeichnet. 2014 wurde der Meisterschülerin von Rita McBride für ihre Abschlusspräsentation der Rundgangspreis der Kunstakademie Düsseldorf verliehen.

Märchenhaft und geheimnisvoll erscheint die Malerei von Amadeus Certa (g. 1992 in Mannheim), die sich, wie der Mythos, der Realität verpflichtet und ihr zugleich entsagt. In unwirklicher, nächtlicher Landschaft erzählt Certa vom Einhorn, in sich ruhend und von tiefer innerer Bewegtheit; Oder bezeugt sich selbst, nahbar und doch fremd in einem Selbstbildnis, statuiert das Flüchtige und verhandelt das Ferne malerisch, mal grob, mal in feinen Nuancen des Strichs und der Farbe. Amadeus Certa wurde 2016 mit dem Rundgangspreis der Kunstakademie Düsseldorf sowie dem Champagne Jacques Picard Kunstförderpreis ausgezeichnet und ist Meisterschüler von Siegfried Anzinger.

Sophie Ullrich (g. 1990 in Genf) widmet sich Derivaten künstlerischer Prozesse, indem sie Hosen von Malern sammelt und als plastische Objekte konserviert. Versteift und versiegelt dokumentieren die Nebenerzeugnisse der Malerei Charakteristika ihrer Eigentümer. Sophie Ullrich studiert Freie Kunst in der Klasse von Prof. Eberhard Havekost an der Kunstakademie Düsseldorf.

Eine Ausstellung über das Sein in der Poesie. Mit Werken von Johanna-Maria Fritz und Wanda Koller der Gattung Photographie, ergänzt und vertieft durch Malerei von Amadeus Certa sowie Plastik von Sophie Ullrich. Noch zu sehen bis zum 11. März 2017.