Group Show
FURORE
24 Okt — 28 Nov 2020
“She flies over partitions on the
wings of a bat; while you
play cards w/ a stranger.
She bites your foot.
She leaves, screeching at the sight of yr
silver and turquoise. The stranger melts.
Dank mirror, a gilded swamp in which you
sink. A singing parchment that bursts
continually to flame.
Kingdom of smoke in which swirl demon children
whining eternally for the golden bread
panis angelicus, they glimpsed
on a snowy mountain.
Whose mouth
sits on yr mouth
so that you freeze?
Who blew like cold wind
thru the broken window?
Who sits like sphinx on yr chest
& do you dare
win at her game?
– Diane di Prima, Auszug aus “Lilith – An Interlude”
GOLESTANI zeigt Furore, eine Ausstellung von Künstlerinnen, die unabhängig voneinander arbeiten, LaKela Brown, Mariah Dekkenga, Estefania Puerta, kuratiert von Jackie Klempay von SITUATIONS in New York City. Die Werkschau eröffnete tagsüber am 24. Oktober in der Galerie und ist zudem online im Viewing Room zu sehen.
Die Ausstellung versucht weniger, Kunstwerke nach einem formalistischen Modell miteinander zu verbinden, als vielmehr den Anfang eines Dialogs zu initiieren, der die mittelbaren und unmittelbaren Bezüge zwischen den Künstlerinnen und ihren Arbeiten untersucht. Die Ideen, die ihre formalen Entscheidungen begründen, sind spezifisch und ermöglichen den Künstlerinnen, eigene konzeptionelle Parameter festzulegen. Sie sind also nicht verbunden durch formale Ähnlichkeit, sondern vielmehr durch den Einsatz formaler Mittel, um an die jeweiligen Ziele zu gelangen. Ebenso wie Diane di Prima in ihren Gedichten rhetorische Figuren wie Bewusstseinsstrom einsetzt mit einem Interesse an formaler Erscheinung, während sie es inhaltlich etwa politischen Themen verhandelt, ist Form ein Mittel zum Zweck, und das Schreiben, der künstlerische Prozess letztlich spirituelle Tätigkeit.
Die Ausstellung verfolgt die Idee, drei Künstlerinnen miteinander zu vereinen ohne ihr künstlerisches Schaffen zu dekontextualisieren. Anhand drei unterschiedlicher Herangehensweisen wird der Betrachter an gemeinsame Schnittpunkte herangeführt – an zeitgenössische Themen, Fragestellungen, inwieweit Technologie und Politik Körper, physischen Raum und Menschenrecht beeinflussen. Das Signifikante hinter den Werken verstrickt sich mit dem Leben, aus dem es entspringt. Jedoch, ebenso wenig wie Form erscheint Identität dabei nicht als Passepartout.
LaKela Brown zeigt zwei Assemblagen in Form von Flachreliefs aus Gips, die sich der Ästhetik des Alten Ägyptens und greco-romanischer Friese entlehnen. In den hellen, weißen Gips übertragen, der anfänglich als abstrakter Ausdruck erscheint, collagiert Brown Referenzen zum Schmuck der Hip-Hop-Ära der 1990er-Jahre, wie Bambus-Ohrringe, goldene Zahnkronen und Goldketten, neben anderen bezeichnenden Relikten, die offensichtlich der Afro-Amerikanischen Kultur zugeschrieben werden können. Die auf einigen Ohrringen aufgetragene goldene Acrylfarbe verweist dabei auf Wertgefüge, die Symbolik des gesellschaftlichen Standes. Die plastischen Objekte werden nicht willkürlich ausgewählt oder gesammelt, sie beinhalten eine tiefe persönliche Bedeutung für die Künstlerin, und jener Kultur, in der sie aufwuchs.
Mariah Dekkenga spielt ihre Malereien in Öl auf Leinwand aus. Bekannt für ihre bunten geometrischen Abstraktionen, ergründet sich ihre Arbeitsweise auf Farbtheorie, um ein möglichst weites Farbspektrum in komplexen Kompositionen vorzuführen. Sie hat ein eigenes System der Einfindung in ihre Konfigurationen mittels einer Computer-Software gefunden. Die dann ausgewählten digitalen Kompositionen werden von Hand übertragen, und vereinigen rechnergestützte, vom Computer errechnete Farbskalen mit Attributen gestischer Malerei. Geradlinige Gebilde gliedern die Leinwand auf mehreren Bildebenen in Anlehnung an zahlreiche übereinander gelagerte Fenster und offene Registerkarten des Computermonitors. Farbe erscheint auf der Oberfläche nahezu wie über ein abstrakt-expressionistisches Gemälde gedruckt, eine sich kontinuierlich verschiebende Wahrnehmung erschaffend.
Estefania Puertas Kompositionen dichten und vielfältigen Materials (sowohl organisch als auch anorganisch) reflektieren ihre Forschung und persönliche Geschichte nicht-erfasster Einwanderung in die Vereinigten Staaten. Ausgestellt wird eine Skulptur aus Porzellan in Gestalt von Schuhen, die an einem Ende als Kerzenhalter erscheint, und als Vase am anderen Ende – platziert auf einem gestalteten Grund aus Kaffeesatz. Zentral in Puertas Werk ist die menschliche, anthropomorphe Gestalt und die Absicht, marginalisierte, an den gesellschaftlichen Rand gedrängte Körper zu regenerieren. Puerta erklärt: “The whole question around holding and containment, and the way that those words can be so different from each other. What does it mean to be held, what does it mean to be contained—detained? The question around being trapped and being held can be so slippery sometimes. What does it look like to visualize both, together?” Zudem sind in der Ausstellung mehrere Mischtechnik-Zeichnungen zu sehen, die surreale Interpretationen weiblicher Anatomie grotesk-huldigend schildern. Puerta akzentuiert dabei Zehen, Brüste, Haar und Tränen im Entwurf eines verletzlichen, und verletzten, jedoch bereits selbstheilenden menschlichen Körpers.
Die Künstlerinnen dieser Ausstellung verbindet innig, welche Ideen und Gedanken sie empfangen und verfolgen, was sie schaffen, wie sie leben, und wo sie herkommen. Im Herzen all dieser Werke verbirgt sich das Verlangen, Ausgewogenheit und Orientierung zu finden mittels individueller Erkundung in Form, Farbe (oder einer Auslassung davon), und Materialität, inmitten eines technologischen, spirituellen und politisch induzierten Furors.
Über die Künstlerinnen
LAKELA BROWN (g. 1982 in Detroit, Michigan) ist eine in Brooklyn lebende Künstlerin. Brown erhielt 2005 ihren BFA in Bildender Kunst am College for Creative Studies in Detroit und verzeichnet Einzelausstellungen bei 56 Henry, New York; Reyes | Finn, Detroit; Lars Friedrich Gallery, Berlin; Jackie Klempay, Brooklyn; Cave Gallery, Detroit; and Moka Gallery Chicago. Ihre Arbeiten wurden gezeigt im Rockefeller Center während des Sommers 2019 in Partnerschaft mit dem Art Production Fund. Zudem waren ihre Arbeiten in Gruppenausstellungen ausgestellt in "Classic Beauty: 21st-Century Artists on Ancient (Greek) Form" am Providence College, sowie "Readymades Belong to Everyone: Curated by Fredi Fischli and Niels Olsen" am Swiss Institute in New York City. Brown hat derzeit eine Professur für Skulptur an der NYU inne, und war 2018 Resident am Ox-Bow School of Art. Ihre Arbeiten wurde rezensiert in The New York Times, Hyperallergic, Contemporary Art Daily und Artforum.
MARIAH DEKKENGA (g. 1978 in Marathon, Wisconsin) lebt und arbeitet zwischen Doha, Katar und Randolph, Vermont: Sie schloss ihr Studium 2008 mit MFA an der University of Iowa ab. Dekkenga war in zahlreichen Einzel- und Zwei-Personen-Ausstellungen vertreten bei SITUATIONS, New York; Jackie Klempay Gallery, Brooklyn; Aetopolous, Athens, MASS, Austin, Texas und Eli Ping Frances Perkins, New York. Eine Auswahl an Gruppenausstellungen umfasst The Hole, New York; Denny Gallery, New York; Clifton Benevento, New York; Suzanne Geiss, New York; and The Fire Station, Doha, Katar. Dekkenga hat an Residencies teilgenommen am Babayan Culture House in Kappadokien, Türkei, Takt Kunstraum Tapir Berlin; und der Officina Tamperia del Notaio in Tusa, Spanien. Ihre Arbeiten sind vertreten in den Sammlungen der Botschaft der Vereinigten Staaten in Nogales, Mexiko; QMA Qatar Museums, Doha, Katar; Aishti Foundation Collection, Beirut, Libanon; and the New York Presbyterian Hospital, New York, NY.
ESTEFANIA PUERTA (g. 1988 in Manizales, Kolumbien) lebt und arbeitet in Vermont und New York City. Sie schloss ihre Studien mit einem Master of Fine Arts (MFA) in Malerei und Druckgraphik an der Yale School of Art, New Haven, CT (2018), wo sie mit dem Paul und Daisy Soros Fellowship for New Americans ausgezeichnet wurde, sowie einem Bachelor of Science (BS) an der University of Vermont, Burlington, VT (2010) ab. Ihre Arbeiten wurden ausgestellt an der Yale University Green Hall Gallery, New Haven, CT; Diane Rosenstein Gallery, Los Angeles, CA; 263 Bowery, New York, NY; New City Galerie, Burlington, VT; und BCA, Burlington, VT. Die Einzelausstellung Womb Wound ist derzeit bei SITUATIONS in New York City zu sehen.
Ausstellungseröffnung
Samstag, den 24. Oktober 2020
12–18 Uhr
Aufgrund der jüngsten Entwicklungen der COVID-19-Pandemie ist die Galerie derzeit samstags sowie auf Anfrage geöffnet. Ausstellungsbesichtigungen sind zudem online im Viewing Room auf der Webseite möglich.