Ausstellung

Group Show

If you wash up, I´ll dry up

5 Mar — 2 Apr 2016

Sich selbstvergessen jenen vertrauten Gegenständen des Alltags zuzuwenden, sich über ihre Funktionalität hinaus auf ihre reine Erscheinung, das den Dingen Eigenartige einzulassen, bezeichnet immer auch einen Moment des Innehaltens, des Anhaltens von Zeit und Welt. Ein Moment der Entrückung aus der Tageswirklichkeit eben anhand ihrer Symbole, der Aufhebung ihrer Grenzen und Erweiterung ihrer Möglichkeiten, in dem sich Lebensfreude und letztlich die Sehnsucht nach Unsterblichkeit formuliert.

Vom 5. März bis zum 2. April 2016 fordern vier zeitgenössische Positionen der Gattung Malerei, Plastik und Installation auf zur kollektiven Teilhabe an der ästhetischen und sozialen Sphäre des Alltagsgegenstandes, zur Fiktionalisierung des Funktionalen, in Verteidigung des Tagtraums.

Zur Ausstellungseröffnung am 4. März 2016 ab 18 Uhr wird herzlich eingeladen. Die Künstlerinnen sind anwesend.

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Freya Stockford (g. 1992 in Huddersfield)

Freya Stockford vereint in ihren bunten Arbeiten deckend aufgetragene oder geklebte Flächen mit wirbelnden, skizzierenden Strichen. Zwischen Malerei und Grafik angesiedelt, lagern sich die großformatigen Stillleben ihrer Muster-Collagen in verschiedenen Formreduktionen übereinander. Abstrahierte Geometrie, Gebrauchsgegenstände, Maschinerie oder Tierkörper reihen sich auf oder absteigend aneinander. Sie teilen sich in gegenüberliegenden Abschnitten den Bildträger, treten dabei in dominante Farbkontraste oder sitzen als alltägliche Motive plakativ im Bildausschnitt, in blassen oder grellen Tönen akkurat wie mit Schablone oder Scherenschnitt gefasst, doch nie umrissen. Ein grellgelbes Spiegelei mit violetter Schinkenscheibe korrespondiert so etwa mit einer pink hervorleuchtenden Wassermelone, die sich vom sattblauen Hintergrund abhebt. Freya Stockford hat 2014 das Studium der Malerei und Druckgraphik an der Glasgow School of Art abgeschlossen. Im selben Jahr wurde ihr künstlerisches Schaffen mit dem Glasgow School of Art Armour Award for Still Life sowie mit dem Glasgow School of Art Student Life Prize ausgezeichnet. 2015 wurde sie im Rahmen der Kunstmesse York ausgewählt als Best Newcomer.



Katja Tönnissen (g. 1982 in Kleve)

Katja Tönnissen lässt Perlmutt, mattes Gold, schillerndes Silber, aber auch erdiges Grün und Braun wie mineralisiert über ihre Keramiken fließen. Deren zerfurchte, amorphe oder auch organische Oberflächen leuchten unter den glänzenden Lasuren und den aus dem Inneren der Plastiken herausstrahlenden Lichtern, die Oberflächenfarbe bricht sich noch reicher. Zugleich aber wird so auch der grobe, ursprüngliche Charakter der Gebilde betont, die selten Rückschlüsse auf eine Vorlage zulassen. Tönnissen gibt mal mehr oder weniger erkennbare, vertraute oder exotische Formen in ihre Bronzen und Keramiken ein, lässt das Material sich wie zu Muschelgehäusen knäueln und wieder auseinanderfalten, sich wie Gesteinsformationen in den unterschiedlichsten Tönen übereinender schichten. Katja Tönnissen hat das Studium der Freien Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin von Prof. Andreas Schulze mit Akademiebrief abgeschlossen. 2015 erhielt sie das Stipendium Artist in Residency in Tel Aviv der Kunststiftung NRW und der Bronner Residency. Ihre Arbeiten sind derzeit im Museum Kunstpalast sowie im KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf zu sehen.



Cristina Apavaloaei (g. 1982 in Bistritz)

Cristina Apavaloaei geht mit ihrer abstrakten Malerei dem Interesse an Linie und Fläche auf verschieden großen und unterschiedlich bemalten Leinwänden nach. Nahezu konstruktivistische Rahmen- und Gitterkompositionen loten die Erscheinung des Räumlichen innerhalb einer gedeckten Farbflächenkomposition aus, während in anderen Bildern bunte, expressive Kleckse wellen- oder spiralförmig die linearen, streng geometrischen Bildfindungen überschreiben, deren Grundzüge noch in kräftigen Farben hindurch scheinen. So wird eine längliche, deckend bemalte Leinwand einem fein gestreiftem Quadrat beigefügt – das Prinzip und Motiv des Rahmens ist stets präsent: Als deckend gefülltes oder durch Linien angedeutetes Quadrat weist die Form schon an sich auf die Bildtradition der Leinwand und deren räumlicher Ambiguität. In Verbindung mit der weißen Wand und dem leeren Umraum setzt Apavaloaei ihn – hell oder dunkel lackiert – auch in den Raum hinaustretend als Erweiterung der Malerei in den skulpturalen Bereich ein. Cristina Apavaloaei hat das Studium der Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin von Prof. Markus Lüpertz mit Akademiebrief abgeschlossen. Sie wurde 2013 mit dem Caseable Förderpreis und 2010 mit dem Lovells Förderpreis ausgezeichnet. 2012 erhielt sie ein Stipendium der Rotary Stiftung. Neben weiteren Preisen kann Apavaloaei auf zahlreiche Ausstellungen zurückblicken. Derzeit werden Ihre Arbeiten im Museum Kunstpalast ausgestellt.



Wanda Koller (g. 1988 in Düsseldorf)

Wanda Koller arbeitet in vielfältiger Hinsicht mit dem Ineinanderfließen von transparenten Farben und Strukturen, die sie in schwarze, lineare Netze fängt. Expressive, flüssig erzeugte Muster kontrastiert die Künstlerin mit strengen, linearen Übermalungen, die umkreisend oder durchstreichend bestimmte Partien und visuelle Aspekte hervorheben. So kreieren fließende Farbübergänge einen stetigen Fluss innerhalb der transparenten Aquarell-Gebilde, während sich wiederholende Fotografien und Farbfelder Übergänge in Kollers eklektizistischen Fotomontagen und Installationen schaffen. Laden ihre Sitzgefüge aus länglichen, ineinander verschlungenen Kissen in Pastelltönen einerseits zum Verweilen ein, deutet ihr Verwobensein andererseits auf eine Selbstgenügsamkeit innerhalb der Teile des Gefüges. Wanda Koller hat das Studium der Freien Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin von Prof. Rita McBride mit Akademiebrief abgeschlossen. Ihre Arbeit wurde 2014 mit dem Preis der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Kunstakademie Düsseldorf ausgezeichnet, und zuletzt 2015 mit dem DHCS Stipendium des Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen honoriert.