Ausstellung

Emma Kohlmann x Creative Growth

Paper Positions Berlin

28 APR — 1 MAY 2022

GOLESTANI ist erfreut, mit Emma Kohlmann und Creative Growth zwei signifikante Positionen zeitgenössischer, amerikanischer Kunst mit Werken auf Papier anlässlich der Paper Positions 2022 in Berlin zusammenführen zu dürfen. Mit der sechsten Ausgabe und 52 internationalen Teilnehmern verschreibt sich diese Kunstmesse einmal mehr der Zeichnung und dem Werktstoff Papier in seinen vielfältigen künstlerischen Möglichkeiten und Erscheinungen. Zur Eröffnung am 28. April 2022 wird herzlich in die Telekom Hauptstadtrepräsentanz eingeladen.


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Emma Kohlmann
Emma Kohlmanns Arbeiten visualisieren ein ganz ursprüngliches, menschliches Verlangen nach Vertrautheit und Verbundenheit mit der Natur, nach einer Einheit mit der Welt. Dieser erträumten oder fantasierten Verbundenheit gibt die Künstlerin in satt gefärbten, zur Abstraktion neigenden Bildwelten auf Papier und Leinwand Gestalt. Es sind Orte der Ruhe und des Gleichgewichts, die zum Verweilen und Betrachten einladen. Kohlmanns Figuren strahlen eine Geborgenheit und Fürsorge aus, die unweigerlich in den Bann ziehen. Der weite Schwung, mit dem tiefblaue Arme einer Figur Menschen, Pflanzen und Tiere umschließen, zeugt von einem inneren Sehnen nach etwas, das es real nie gab oder geben wird: dem Einssein von Mensch und Natur. Diese Verbundenheit zeigt sich bei Kohlmann nicht umsonst in einem nicht weiter definierten, irrealen, gar märchenhaften Ort. So bilden die allumfassenden Arme und Ranken den Rahmen einer Welt, die unendlichen Frieden verheißt, den die Realität des 21. Jahrhunderts augenscheinlich nicht einlösen kann.

In diesem visuellen Rahmen entspinnt sich durch die Zartheit und Zärtlichkeit der Gesten eine tiefe Verbindung zwischen den Motiven: Kohlmanns Bildkompositionen vermitteln eine geheime Intimität zwischen Tieren, Menschen und Pflanzen, die sich in ihren Formen optisch annähern. Die Künstlerin räumt ihren Motiven so einen gleichberechtigten Raum vor dem weißen Grund ein – und erzeugt damit eine verheißungsvolle Sphäre der friedlichen Koexistenz, des egalitären Beisammenseins. So bleiben Kohlmanns Werke feine, intime und vollends friedliche Gedanken- oder Traumwelten, die die Künstlerin mit ihrem zur Abstraktion tendierenden Stil erschafft. Welten, die irgendwo zwischen Imagination und mystischer Erzählung entstanden sind und ihren Weg ins heute gefunden haben. Dabei erscheint es fast so, als manifestierten sich die Gedanken, Wünsche und Träume der Figuren selbst ganz bildlich neben den Schlafenden oder ruhenden Figuren. Dieses friedvolle Nebeneinander von Motiven und Symbolen strahlt eine so verführerisch tiefe Ruhe aus, dass sich die Betrachtenden den einnehmenden Bildwelten kaum entziehen können. Auf diese Weise wird der weiße Bildgrund von Kohlmanns Werken zum Raum eines geradezu paradiesischen Friedens, der sich der Realität aber gleichzeitig entzieht.

Ein erträumter Garten Eden – der doch immer Mythos oder Märchen bleibt und dessen Zauber deshalb umso mehr eine tiefe und ursprüngliche Sehnsucht weckt. Die mysteriösen und gleichzeitig sehr nahbaren Figuren verlocken dazu, ihnen in die verzauberte Fauna zu folgen zu wollen – auf der Suche nach dem Versprechen von tiefer Zufriedenheit, Erlösung oder gar ewigem Frieden.

Emma Kohlmann (g. 1989 in The Bronx, NY) erhielt ihren BA am Hampshire College in Amherst, MA. Ihr Werk wurde national und international gezeigt in Einzelausstellungen bei Jack Hanley Gallery, NY; Nationale, Portland und der Kit Gallery, Tokyo; sowie in Gruppenausstellungen im Portland Museum of Art, Portland; MOCA Tucson und bei New Release, New York.

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Creative Growth
Seit 1974 engagiert sich das Creative Growth Arts Center in Oakland, Kalifornien als private Einrichtung in besonderer Weise um Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und ihre künstlerische Ausbildung. Zur diesjährigen Ausgabe der Paper Positions in Berlin wird mit Werken von Dan Miller, Latefa Noorzai, Ron Veasey und William Tyler eine stellvertretende Auswahl des bemerkenswerten Schaffens vorgestellt. Bezeichnend für diese Künstlerschaft der Outsider Art ist eine unmittelbare Ausdrucksweise, unberührt von akademischen Regeln und aktuellen Trends. Außenseiter kommen heute aus allen Gesellschaftsschichten, aus allen Kulturen, aus allen Altersgruppen. In den letzten Jahren sind Outsider Artists möglicherweise sogar den Insider-Künstlern überlegen — Insider-Künstler, die in der elitären Kunstwelt zwar eine öffentliche Reputation und kritische Bestätigung erlangt haben, und dennoch mit immer weniger inhaltlicher Klarheit und Relevanz für uns über menschliche Erfahrung sprechen.


Dan Miller
Dan Millers (g. 1961 in Castro Valley, Kalifornien) Kunstwerk besteht aus obsessiven Überlagerungen von Wörtern und Bildern, die oft bis zur Abstraktion führen. Jede Arbeit enthält eine schriftliche Aufzeichnung von Millers Interessen an Baumärkten, Glühbirnen, Steckdosen und vertrauten Personen, jedoch werden im Endstadium nur wenige Wörter identifiziert. Weitgehend nonverbal, wurde Miller schon in jungen Jahren beigebracht, Wörter und Zahlen zu schreiben, um zu kommunizieren. Dies wurde der Haupteinfluss auf seine künstlerische Praxis, indem er Text in grafische Elemente umwandelte und eine abstrahierte Bildsprache als Werkzeug der Recherche und des Ausdrucks einsetzte.

Miller hatte Einzelausstellungen in White Columns, Andrew Edlin Gallery und Ricco Maresca Gallery in New York und Diane Rosenstein Gallery in Los Angeles. Seine Arbeiten wurden 2017 auf der Biennale von Venedig und in Ausstellungen im Berkeley Art Museum gezeigt; The Museum of Everything, London; Gavin Brown´s enterprise, Rachel Uffner Gallery and Partners & Spade, New York; Galerie Paule Anglim, Jules Maeght und 836M in San Francisco; Nina Johnson Gallery, Miami; John Michael Kohler Arts Center, Sheboygan; Galerie Christian Berst und ABCD, Paris. Millers Werke befinden sich in den ständigen Sammlungen des Smithsonian American Art Museum, des Museum of Modern Art, New York, des Centre Pompidou, des Folk Art Museum, des Berkeley Art Museum, des Mad Musée und der Collection de l'Art Brut , Lausanne. Millers Arbeiten sind auch in den Privatsammlungen von David Byrne, Cindy Sherman, Maurizio Cattelan, Martin und Rebecca Eisenberg, Thea Westreich und Ethan Wagner, Nicolas Rohatyn und Jeanne Greenberg Rohatyn, Andy und Kate Spade u.a. vertreten.


Latefa Noorzai
Latefa Noorzai (g. 1960 in Kabul, Afghanistan) , eine muttersprachliche Farsi-Sprecherin und Einwandererin in die Vereinigten Staaten, baute trotz Hindernissen der Kommunikation und der kulturellen Navigation schnell ihre Studiopraxis bei Creative Growth auf. Noorzais Hartnäckigkeit zeigt sich in ihren kühnen Porträtgemälden, die von einer Fülle von Quellenmaterial inspiriert sind. Ihre starken und klaren Konturen, die mit Unmittelbarkeit wiedergegeben werden, geben den schweren und selbstbewussten Pinselstrichen eine lockere Struktur, die ihre Figuren mit dynamischem Ausdruck und Präsenz durchdringen. Als Meisterin der Farbe malt Noorzai Figuren, die wie sie selbst hell, quirlig und unbeeindruckt von den Blicken anderer sind. Noorzais Arbeiten sind Teil der permanenten Art Brut Collection von Hannah Rieger und wurden 2019 für den Art Absolument Award der Outsider Art Fair nominiert.

Latefa Noorzai wurde gezeigt in der Nina Johnson Gallery, Miami; Outsider Art Fair, New York und Paris; Art Brut Global; D´Dessin Art Fair. Paris, Good Luck Gallery, Los Angeles; Target, New York; 836M, San Francisco


Ron Veasey
Ron Veaseys (g. 1957 in Las Vegas, Nevada) ist seit vier Jahrzehnten künstlerisch tätig und hat sich technisch weiterentwickelt, aber sein grundlegendes Interesse an der menschlichen Form als Vehikel für Farbe und Linie bleibt zentral für seine Praxis. Ob schräger Hals oder blickendes Auge, Veaseys sorgfältig durchdachte Porträts werden methodisch und mit großer Absicht vollendet.

Veasey bewegt sich langsam, leise und stetig durch die Phasen der Bildauswahl, der Umrisse, der Farbauswahl und dann des Malens. Seine Inspiration kommt von Quellenmaterial, Modemagazinen oder Fotobüchern, und er kann Stunden oder Tage brauchen, um die perfekte Muse zu finden. Veasey beginnt eine neue Arbeit mit Bleistift, reduziert sein Thema auf das Wesentliche und lässt oft den Hintergrund zugunsten aufgeladener Farbfelder weg. Veaseys ineinandergreifende abstrakte Formen, die seine Linien mit schwarzem Filzstift zu Papier bringen, bilden eine ganze Form und artikulieren Gesichtsausdrücke. Er bewegt sich nachdenklich und verwendet dann lebendige Acrylfarben, um jede Ebene mit eindimensionaler Farbe zu überfluten (Veaseys Signatur sind gelbe Augen und Zähne). Das Ergebnis ist ein grafisches und zugleich skulpturales Bild, eine Destillation von Farbe und Form, die es dem Betrachter ermöglicht, sich auf die Geste des Blicks zu konzentrieren – der Blick des Porträts wird zum grundlegenden Thema der Arbeit, unbeirrt in seiner Verbindung mit der Beobachter.

Veasey wurde ausgestellt bei David Zwirner; Felix Art Fair Los Angeles; Nebraska Wesleyan University, Lincoln; NADA FAIR; Nina Johnson Gallery, Miami; 836M, San Francisco; NADA Miami; Minnesota Street Project, San Francisco; NADA New York; D´Dessin Contemporary Drawing Fair, Paris; Outsider Art Fair Paris


William Tyler
William Tylers (g. 1954 in Cincinnati, Ohio) präzisen, geordneten Tuschezeichnungen bestehen aus persönlichen Erzählungen in Form von sich wiederholenden Mustern und dichten Textblöcken. Tylers unheimliche Fähigkeit, sich an Ereignisse und Daten aus seinem Leben und der Welt um ihn herum zu erinnern, wird auf der Seite durch seine langen und poetischen Geschichten deutlich. Er wird oft sein eigenes Selbstporträt in die Arbeit einbeziehen, meistens Seite an Seite mit seinem Zwillingsbruder Richard. Bei genauer Betrachtung von Tylers Oeuvre ist jedes Stück in Inhalt und Detail völlig unterschiedlich. Während seine Palette normalerweise auf Schwarz und Weiß beschränkt ist, schafft die Wiederholung seiner Linien außergewöhnliche visuelle Texturen mit sauber gezeichneten Tupfen, dünnen und sauberen Linien und komplexen Mustern. Ein Großteil von Tylers Arbeit untersucht die Ideen von „richtig“ und „falsch“ mit detaillierten Beispielen. Anschließend bewertet er eine Synthese von Objekten, Aktionen, Nachrichten und persönlichen Erzählungen auf seiner moralischen Skala – „KEINE KALENDER MEHR; SCHWIMMEN VERBOTEN; NICHT MEHR NACKT.’

Tylers Arbeiten wurden ausgestellt im Rahmen der Outsider Art Fair, New York und Paris; Felix Art Fair, Los Angeles; Jennifer Lauren Gallery, London; Nebraska Wesleyan University, Lincoln; Galerie Oblique, Schweiz; Nina Johnson Gallery, Miami; LAND Gallery, Brooklyn, Madmusée Liege, Belgien; 836M, San Francisco; Karma, Armangansett, New York; Fountain Gallery, New York; D´Dessin Paris Contemporary Drawing Fair, Paris; StoreFrontLab, San Francisco; Crosstown Arts, Memphis; Artinbox, Prag; Drawing Now Fair, Paris; Sonoma County Museum, Santa Rosa; Petaluma Arts Center, Petaluma, BOCA Museum of Art, Boca Raton; Frieze Art Fair, New York; Rachel Uffner Gallery, New York; Friedrich Petzel Gallery, New York; RIZOMI art brut, Turin; Berkeley Art Museum, Berkeley; Museum of Everything, London; NADA Miami; Galerie Drylewicz, Paris; Galerie Giti Nourbakhsch, Berlin; Gallery Paule Anglim, san Francisco; Armory Show, New York; Port of Oakland, Oakland; Gensler Architecture, San Francisco