Ausstellung

John Shorb

XX

17 Jun — 22 Jul 2023

GOLESTANI ist erfreut, den in Brooklyn, NY lebenden Künstler John Shorb erstmals mit einer Werkschau unter dem Titel "XX" zeigen zu dürfen. Die Schau umfasst neben einer eigens für die Ausstellung in Düsseldorf geschaffenen Rauminstallation eine Auswahl an Werken auf Papier. Zur Ausstellungseröffnung am 17. Juni 2023 wird ab 18 Uhr herzlich in die Galerie eingeladen.

Eröffnung
Samstag, 17. Juni 2023
18–21 Uhr


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Shorb schöpft aus Textquellen, verzerrt und erweitert sie, wodurch sie in einigen Fällen unleserlich und in anderen vollständig redigiert werden: In seiner großformatigen Installation „XX“ schafft er eine Wand aus handgefertigten Papierarbeiten, eine Kombination aus Abstraktion und transkribierten Briefen von Thom Gunn, einem Dichter und Universitätslehrer in Berkeley, der zunächst für seine Darstellungen des Lebensgefühls einer jungen Generation, der Protestbewegungen der 1960er-Jahren und eines ungezwungenen American Way of Life, und dann vor allem für seine Gedichte über die AIDS-Krise der 1980er Jahre in San Francisco bekannt ist. In eben diesen Briefen sieht Shorb eine überschwängliche Ablehnung der Tragödie von Gunns Zeit – und er macht Gunns Worte im Wesentlichen unlesbar und fängt stattdessen die Schwierigkeit ein, Intimität und Verwüstung seiner Zeit zu verstehen. Jedes Werk ist ein chiffrierähnliches Zeugnis des damaligen queeren Lebens mit seinen Codes und Geheimnissen, die für das bloße Überleben notwendig sind. Es fungiert auch als Liebesbrief an dieses Leben und ihre Hoffnungen für die kommenden Generationen.

In einer früheren Serie aus dem Jahr 2017 untersucht Shorb amerikanische Zeitungen des 19. Jahrhunderts. Mit Titeln wie „The American Citizen“ und „The Weekly Caucasian“ spiegeln die Zeitungen die extreme Identitätspolitik ihrer Zeit und den aktuellen Stand der heutigen angespannten Medienlandschaft wider. Shorb redigiert den Text entweder ganz oder macht ihn unleserlich – ein pointierter Kommentar zur vermeintlichen Objektivität der Nachrichten, ständigen Fehlinformationen und Propaganda.

Mit diesen beiden Werkgruppen kontrastiert Shorb die intimen Briefe Thom Gunns mit dogmatischen Zeitungen des 19. Jahrhunderts. Die Briefe sollten nie öffentlich sein, während die Zeitungen das öffentlichste Forum des Tages waren. Hier sind sie beide redigiert, versteckt und enthüllt und teilen eine kryptische Natur, die von unerbittlichen Kräften angetrieben wird, die uns sowohl vorwärts treiben als auch unaufhörlich zurückziehen.


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JOHN SHORB (g. 1978 in Joint Andrews Base, Maryland) studierte Film und Literatur am Carleton College und erhielt anschließend einen Master-of-Divinity-Abschluss am Union Theological Seminary in New York City. Shorb verzeichnet Einzelausstellungen im University of Mississippi Museum, der Northeastern University und Long Island University, sowie Gruppenausstellungen an der Santa Clara University und der Wright State University. Er absolvierte Residenzen am Hambidge Center, Penland und Blue Mountain Center, und war Executive Director bei Dieu Donné in Brooklyn, NY. Sein Werk befindet sich in öffentlichen Sammlungen im Brooks Museum of Art, LeBonheur Children’s Hospital, Memphis, Tennessee, dem Methodist Germantown Hospital, Germantown, Tennessee, im New York University Center for Spiritual Life sowie an der University of Mississippi Museum and Historic Houses. Für seine Arbeiten wurde John Shorb bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter Ehrungen durch die Fulbright Commission sowie durch das Brooklyn Arts Council.